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Prince In His Arms

11 Dez 2024 0 comments

Prince In His Arms - Colours Audio Surprise / Believe Digital, Vinyl Veröffentlichung am Freitag, den 24 Januar 2025

Hinter dem Namen Prince In His Arms verbirgt sich das Solo-Projekt des Stuttgarter Musik-Produzenten Ralv Milberg.
Mit "Colours" zeigt er en détail, warum man ihn als Musikproduzent so sehr für seine große Palette an Klangfarben und seine vielschichtige Wandlungsfähigkeit achtet. Unter dem Pseudonym Prince In His Arms veröffentlicht er seit nunmehr 25 Jahren stetig aber rar überaus kostbare Beiträge im Bereich der Ambient, Experimental und Dub Musik. Nachdem ihm 2005 nach drei Jahren Studioarbeit ein gesamtes Album per Diebstahl abhandengekommen ist, war es zunächst etwas ruhiger um das Solo-Werk von Ralv Milberg geworden.
Nun, 20 Jahre später, veröffentlicht er endlich das Langspielalbum "Colours", welches gerne als Destillat seiner bisherigen Arbeit gehört werden darf. Es stellt sich freilich kommerziell etwas sperriger dar, zumindest was das Format betrifft - so hat das Album lediglich zwei lange Titel - und ist ein Appell an die verkümmerten Hörgewohnheiten jüngerer Zeiten. Das Album soll aber auch explizit als "Ambiente" gespielt werden, während alltäglichen Beschäftigungen und bei einem ausgedehnten Frühstück am Wochenende. Und es ist gleichzeitig unglaublich poppig.
Den ambitionierten Hörer hingegen erwartet hinter der "Kulisse" ein wahrlich fein herausgearbeiteter Detailreichtum, nicht zuletzt wegen der hervorragenden Mastering-Arbeit von And.Ypsilon (Die Fantastischen Vier). An sage und schreibe 7 ausgedehnten Mastering-Terminen, wurde jede Millisekunde des in Summe 35 Minuten und 27 Sekunden langen Werks unter das "Elektronen"-Mikroskop gelegt. Dabei wurden die Kanten nicht abgeschliffen, sondern mit feinster Körnung herausgearbeitet.

Bis auf kleinere Ausnahmen, welche seine heutige Ehefrau Anne beitrug, hat Ralv Milberg alle Klänge und Instrumente selbst eingespielt, auch wenn er sich dabei dankend an Klängen und Stilistika einiger befreundeter Weggefährten bedient. So hat er bei der Passage "seq 4" den vom Synthesizer-Guru Günter Schlienz entwickelten Klangerzeuger genutzt, der über eine Lichtschranke an einem großen Pendel ausgelöst wird, welches Ralv Milberg 1999 im Keller seines Vaters für die Bühnenshow der Band Navel aus Holz gebaut hat, als er noch selbst Teil der Band war.
"seq 6" war in seiner ursprünglichen Fassung bereits 2005 auf dem geklauten Album vertreten und ist das einzige Stück, welches Milberg für das vorliegende Album übernommen hat. Auf der ursprünglichen Fassung war das virtuose und unverkennbare Schlagzeugspiel von Niko Lazarakopoulos zu hören, welches Ralv Milberg auf der aktuellen Fassung persönlich zu imitieren versucht hat, immerhin nun in einer deutlich besseren Aufnahmequalität. Dennoch scheut Milberg an keiner Stelle ein Spiel mit seinen Wurzeln in der Lofi-Musik und DIY-Szene, auch wenn hier die technische Qualität kein Statement mehr ist, klingt das Album in Summe doch ziemlich High End.
Das Album aus insgesamt 15 Sequenzen ist derart organisch zusammengewachsen, dass die stetigen Wechsel, zwischen Mono- und Stereo-Wiedergabe, zwischen Kompaktkassette, DAT, Mini Disc und 1/4-Zoll Tonband keine auffallend technische Qualität mehr haben, selbst das gelegentlich und dann deutlich hörbare Bandrauschen ist als musikalisches Element mit eingearbeitet worden. Das ist jetzt lange keine "Best of" oder "Greatest Hits" mehr, sondern ein ätherisch-organischer Trip durch alle möglichen Klangfarben und Klangebenen, meisterhaft kompiliert. Manchem Hörer werden gewiss auch Farben erscheinen (und vermutlich jedem unterschiedliche), wenn er sich auf diese Reise nur einlässt. Es lohnt sich.

 

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